Gruppenunterstand im Orscholzriegel
Einer der wenigen intakt erhaltenen und zugänglichen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg ist ein am Ortsrand von Sinz an der Straße nach Kreuzweiler gelegener Gruppenunterstand, der im Jahr 1940 in der Endphase des sogenannten Westwallbaus errichtet wurde.
In privater Initiative vollständig restauriert und mit einer zum größten Teil wieder funktionsfähigen Inneneinrichtung ausgestattet, ist der Bunker seit 2002 am jeweils ersten Sonntag im Monat von Mai bis September nachmittags von 14 – 17 Uhr sowie nach Absprache als Museum für Besucher geöffnet. Der Museumsleiter bietet Führungen an.
Der Sinzer Bunker im Orscholzriegel
Als Teil des sogenannten Orscholzriegels zwischen der Mosel bei Nennig an der Grenze zu Luxemburg und Orscholz an der Saarschleife war der Bunker in Sinz in die Südflankensicherung des Überfalls auf die Benelux-Staaten und den Krieg gegen Frankreich im Mai 1940 eingebunden. Ohne diese dem eigentlichen Westwall vorgelagerte Riegelstellung hätten größere Truppenteile in das Dreiländereck Deutschland-Luxemburg-Frankreich südlich von Trier verlagert werden müssen, um die Nachschubwege der Wehrmacht gegenüber Gegenangriffen Frankreichs zu schützen. Die Hauptkampflinie des Orscholzriegels begann an der Mosel zwischen Besch und Nennig und verlief über Tettingen-Butzdorf und Oberleuken nach Orscholz.
R 53 in der Kriegs- und Nachkriegszeit
Der Sinzer Bunker mit der Wehrmachtshausnummer R53 wurde im nördlichen Hinterland dieser Linie errichtet. Mit dem oberhalb gelegenen Nachbarbauwerk nahm er eine defensive Aufgabe wahr. Im Verlauf der Kriegsjahre war es nach Zeitzeugenaussagen den Anwohnern der Kreuzweilerstraße gestattet, den Bunker als Luftschutzraum zu nutzen. Während des Zeitraums von Herbst 1944 bis Februar 1945 wurde der Eingangshof des Bunkers nach dem Bericht von Zeitzeugen als Granatwerferstellung genutzt.
Die französische Besatzung beseitigte in der Nachkriegszeit durch Sprengung einen Großteil der Bunkeranlagen des ehemaligen Orscholzriegels. Der Bunker R53 wurde aber von den französischen Behörden nicht gesprengt, da sonst die benachbarten Häuser in der Kreuzweilerstraße beschädigt worden wären. In den 1960er Jahren wurde das Bauwerk übererdet, so dass nur noch ein Teil der Flügelwand an der Straße und ein Teil der Deckenkante sichtbar blieben.
Einer der Erinnerungsorte in der Gemeinde Perl
Als militärisches Bauwerk soll dieser Bunker an die NS-Zeit und an die Geschehnisse des 2. Weltkriegs in unserer Region erinnern. Die hier lebenden Menschen haben den Krieg aus nächster Nähe und am eigenen Leib erfahren: durch Evakuierungen zu Beginn und gegen Ende des Krieges, Tod durch Minenunglücke bei der Feldarbeit, Tieffliegerangriffe, Schäden an oder Zerstörung von Haus und Hof sowie von wertvollem Ackerland durch die heftigen, monatelangen Kämpfe im Winter 1944/45. Insbesondere Minen, von denen ca. 70.000 Stück auf Gemeindegebiet ausgelegt waren, sowie Munitionsreste stellten bis in die 1950er-Jahre hinein eine tödliche Gefahr für die Zivilbevölkerung dar. Zu den Opfern von Minen- und Munitionsunglücken zählen auch viele Kinder.
Darüber hinaus erlebte die hiesige Bevölkerung in Folge des Kriegs eine territoriale Neuordnung der Heimat: die Gemeinde Perl wurde nach über 130 Jahren Zugehörigkeit aus dem Kreis Saarburg herausgelöst und dem Kreis Merzig, und damit dem Saarland, zugeordnet, das bis 1959 zum französischen Wirtschafts- und Zollgebiet gehörte. In unmittelbarer Nachbarschaft des Bunkers zeugen die Fundamentsteine eines französischen Grenzhäuschens von dieser Zäsur. Der Grenzposten stand an der neu geschaffenen Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem französischen Saargebiet.
An die Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der Gemeinde Perl erinnert heute leider nichts mehr. Nachspüren kann man den aus Russland, Jugoslawien, Frankreich und anderen Ländern stammenden, hierher verschleppten Menschen nur noch in Zeitzeugenberichten. Viele dieser Kriegsopfer wurden auf der Kriegsgräberstätte Besch bestattet.
Schließlich soll an die französischen und deutschen Soldaten erinnert werden, die in den grenzüberschreitenden Kämpfen zwischen September 1939 und Mai 1940 gefallen sind; ebenso an die über 2.000 deutschen und amerikanischen Soldaten, die in den erbitterten Kämpfen von Anfang November 1944 bis Ende Februar 1945 am sogenannten Orscholzriegel ums Leben kamen.
Zusammen mit der Kriegsgräberstätte Besch und dem Deutsch-Amerikanischen Friedensdenkmal auf der Sinzer Höhe dient das Westwallmuseum Sinz dazu, das Wissen um die lokalgeschichtlichen Ereignisse in der NS-Zeit, während des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit weiterzugeben. Die Erinnerung an Verbrechen, Gräuel und Leid soll wachgehalten und das Bewusstsein für den Wert eines vereinigten und friedlichen Europas gestärkt werden.
+49 6867 761
http://www.westwallmuseen-saar-mosel.eu
Koordinaten um Westwallmuseum Sinz mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 6.430551
Breitengrad: 49.533885
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