Bucksturm

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49074 Osnabrück, ()

An der Bocksmauer in Osnabrück befindet sich der aus dem 13. Jahrhundert stammende Bucksturm. Bis zum weitestgehenden Abriss der städtischen Wehranlagen im 19. Jahrhundert war der früher auch Bocksturm genannte Wachturm Teil der mittelalterlichen Stadtmauer. Ein detaillierter Plan aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gibt einen Überblick auf die Wallanlagen und die ursprünglich 30 Befestigungsbauwerke, die die Stadt umgaben.   Der Bucksturm war von beiden Seiten geöffnet und somit für die diensthabenden Wachen über die Stadtmauer zugänglich. In den Wintermonaten konnten sie sich im Turm mit einer Kohlepfanne aufwärmen. Die ehemaligen Zugänge des halbrunden Turms sind heute noch erkennbar. Mit seiner ursprünglichen Höhe von etwa 28 Metern galt er als der höchste Befestigungsturm der Stadt. Allerdings mussten aufgrund von Baufälligkeit 1805 zehn Meter abgetragen werden. Seither hat er vier Geschosse. Der heute noch 18 Meter hohe Bucksturm verfügt über einen Durchmesser von 10,7 Metern und relativ kleine Schießscharten. Dies lässt darauf schließen, dass der Turm nie für Kanonen, sondern lediglich für kleine Handfeuerwaffen vorgesehen war. An der Westseite des Bucksturm befindet sich ein am 1. Oktober 1922 eingeweihtes Kriegerdenkmal des Bildhauers Hermann Hosaeus für das Infanterie-Regiment “Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig” Nr. 78. Weitere Überreste der ehemaligen Stadtbefestigung sind beispielsweise der Neustädter Turm, der Pernickelturm, der Plümersturm oder die Vitschanze. Geblieben ist außerdem der von Linden umgebene Herrenteichswall an der Hase, der zum Spazieren und Flanieren einlädt. Der Bucksturm kann im Rahmen von öffentlichen Führungen besichtigt werden. NamensherkunftDas mittelalterliche Osnabrück musste sich aus eigenen Kräften verteidigen und hatte dafür zu wenige Soldaten. Es wurden Partnerschaften mit Adelsfamilien geschlossen, die sich gegen finanzielle Vergütung zur Verteidigung eines Teils der Stadtmauer verpflichteten. Im Abschnitt des späteren Bucksturms hieß die zuständige Familie "von Buck" (für einen anderen Abschnitt war beispielsweise die Familie "von Bar" zuständig.) Die Adelsfamilien kennzeichneten ihre jeweiligen Mauerabschnitte mit ihren Wappentieren, Familie von Buck mit dem Bock und Familie von Bar mit dem Bären. Ein Bucks-/Bockskopf im nicht mehr erhaltenen obersten Geschoss des Turms soll darauf hingewiesen haben. So konnten die zugehörigen Soldaten erkennen, welchen Teil der Stadtmauer sie verteidigen mussten. Der JohanniskastenHistorische Bedeutung erlangte der Bucksturm in seiner Zeit als städtisches Gefängnis. Im Jahr 1305 wurde Graf Simon von der Lippe hier für sechs Jahre eingesperrt, 1534 die Abgesandten der Wiedertäufer aus Münster. Vor allem bekannt ist der Bucksturm aber für den “Johanniskasten” in der zweiten Etage. In diesem aus massiven Eichenbohlen gefertigten Kasten wurden ab dem 13. Jahrhundert Gefangene gehalten. Der Name stammt von seinem wohl spektakulärsten Insassen: dem Raubritter Johann von Hoya, der als Kriegsgefangener der Osnabrücker von 1441 bis 1448 im Kasten festgesetzt wurde. Der Bucksturm und die Hexenverfolgung in OsnabrückWährend der Hexenverfolgung diente der Bucksturm  im 16. und 17. Jahrhundert zusätzlich als Folterkammer. Insgesamt 260 Todesopfer (256 Frauen und vier Männer) wurden in Osnabrück zwischen 1490 und 1639 zahlenmäßig erfasst. Gerade mit Beginn der Neuzeit wurde Osnabrück eine Hochburg der Hexenverfolgungen. Zwischen 1583 und 1592 eskalierte die Verfolgungswelle mit 180 hingerichteten Frauen. Dieser starke Verfolgungseifer wurde häufig durch persönliche Interessen und das aktive Zutun einzelner sogenannter “Hexenjäger” verstärkt, wie z. B. durch die Osnabrücker Bürgermeister Rudolf Hammacher und Wilhelm Peltzer. Letzterem sei auch die letzte große Hexenverfolgung zwischen 1635 und 1639 zuzurechnen. Machtpolitische und konfessionelle Konflikte beeinflussten die Entwicklungen stark. Die protestantisch dominierte Bürgerschaft suchte Wege, die städtische Autonomie zu sichern und auszubauen und Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. Vorzugsweise wurden Katholiken als Hexen verfolgt. Der Rat der Stadt führte die folgenden Prozesse als Schnellverfahren durch. Die vermeintlichen Hexen wurden im Bucksturm vor dem Verbrennen bzw. Ertränken (Wasserprobe in der Hase) gefoltert, zum Teil verstarben sie bereits währenddessen. Erst das Durchgreifen des damaligen schwedischen Osnabrücker Landesherrn Gustav Gustavson machte der Verfolgung 1639 per Erlass  ein Ende. Wilhelm Peltzer wurde aus seinem Amt entfernt. Eine kleine Ausstellung im Bucksturm widmet sich den einstigen Hexenprozessen. Einstige Folterinstrumente waren noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts dort zu sehen. Der Fall Anna AmeldungAnna Ameldung war das letzte Opfer der Osnabrücker Hexenverfolgung. Sie war die Ehefrau des Ratsapothekers Heinrich Ameldung, Inhaber der “Löwenapotheke” am Markt. In dem auch “Ameldungsche Apotheke” genannten Gebäude befindet sich heute das Erich-Maria-Remarque Friedenszentrum. Die Ameldungs waren erfolgreiche Geschäftsleute mit einem guten Ruf. Ein sich schnell verbreitendes Gerücht von einer Familienfeier wurde Anna zum Verhängnis: Ein Vetter behauptete, sie habe an einem Hexentanz teilgenommen und eine Konfektdose mit den Initialen ihres Mannes von dort mitgebracht. Heinrich Ameldung stellte den Vetter zur Rede, Anna verteidigte ihn. Dies wurde als ein Schuldeingeständnis gewertet. Heinrich Ameldung versuchte seine Frau zu schützen, jedoch wurde sie am 01. August 1636 verhaftet und am 20. September die Wasserprobe in der Hase durchgeführt. Die Frauen wurden dafür nackt ausgezogen, ihre Arme und Beine zusammengebunden und dann in ein Boot geworfen. Ein Henker warf sie anschließend in die Hase. Durch das Seil konnte er bestimmen, wer untergeht oder oben schwimmt. Anna Ameldung wurde der Hexerei überführt (da sie als Hexe oben schwamm). Anschließend wurde sie im Bucksturm gefoltert, bis sie schließlich am 5. Oktober gestand, eine Hexe zu sein. Der Rat verurteilte sie daraufhin zum Tod. Um der Schande des Scheiterhaufens zu entgehen, sorgte Heinrich Ameldung mit viel Geld dafür, dass seine Frau nicht vor aller Augen verbrannt wurde. Am 7. Oktober 1636 um vier Uhr morgens wurde sie in einem Wachhaus beim Bucksturm geköpft. Die vermeintliche Konfektdose wurde niemals gefunden.

Veröffentlicht von: Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land mbH

Adresse von Bucksturm

Bocksmauer
49074 Osnabrück
+49 541 / 323 - 2202

Weitere Informationen zu Bucksturm

Koordinaten um Bucksturm mit dem Navigationssystem zu erreichen.

Längengrad: 8.038601875305176
Breitengrad: 52.27732212975055

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