Wer sich intensiver mit nordwesteuropäischer Frühgeschichte – grob mit dem Zeitraum 400 bis 800 n. Chr. – befasst, sich etwa auf die Spuren der Völkerwanderungs- und Merowingerzeit begibt, stößt immer wieder auf diese schöne und interessante Ortschaft an der mittleren Weser. Die „Dark Ages“ (dunkle Zeiten), wie dieser Zeitraum auch wegen seines Mangels an Schriftquellen genannt wird, sind archäologisch insofern bedeutsam, als sich in jener Zeit in politisch turbulenten Prozessen die politischen Großeinheiten entwickelten, die später die Geschichte Europas maßgeblich mitgestalteten.
Im Gebiet des heutigen Niedersachsen lebten damals die Altsachsen, ein um 150 n. Chr. erstmals erwähnter Stammesverband, der leider keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen hat und dessen kulturgeschichtliche Entwicklung daher ausschließlich durch archäologische Forschung erschlossen werden muss.
Für die nationale und internationale Frühgeschichtsforschung war es daher ein Glücksfall, als auf dem „Heidberg“, einer Sanddüne bei Liebenau, 1953 ein Gräberfeld entdeckt wurde, auf dem eine Gruppe von Sachsen in jenen Jahrhunderten kontinuierlich ihre Toten begruben. Dieser Befund – eine ununterbrochene Belegung eines Friedhofes durch die dunklen Jahrhunderte des Frühmittelalters – ist für Niedersachsen nach wie vor einmalig und für Nordwesteuropa selten. Obwohl bereits durch Sandentnahme gestört, konnten in einer über dreißig Jahre dauernden, allerdings durch Jahre des Stillstandes unterbrochenen Ausgrabung des Niedersächsischen Landesmuseums zahlreiche Körper- und Brandbestattungen freigelegt werden. Diese bargen eine große Anzahl hervorragender, für das niedersächsische Gebiet z.T. einzigartiger Altertümer, die wie ein Lichtstrahl das Dunkel jener Zeit erhellen und damit ermöglichen, zahlreiche Aspekte der kulturgeschichtlichen Entwicklung dieses später staatstragenden Stammes – deutlicher als bisher möglich – herauszuarbeiten.
Das Niedersächsische Landesmuseum, traditionell maßgeblich an der Erforschung der Sachsen beteiligt, hat dem Museum Nienburg zahlreiche Funde aus dem Gräberfeld als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt und eine Ausstellung dazu konzipiert. Die Ausstellung "Alt-Sachsen" im Nienburger Museum mit den wichtigsten Funden der langjährigen Grabungskampagne des sächsischen Gräberfeldes von Liebenau/Steyerberg mit wertvollen Leihgaben des Landesmuseums Hannover (Ur- und frühgeschichtliche Abteilung), wurde repräsentativ für das Land Niedersachsen von Dr. Hans-Jürgen Häßler erarbeitet. Einige Funde sind auch im Heimahaus Witten Hus in Liebenau ausgestellt.
Weitere Informationen:
Museum Nienburg/Weser, Leinstraße 48, 31582 Nienburg,
Telefon: (05021) 12461, www.museum-nienburg.de
Der Verein Rauzwi - Lebendige Archäologie Mittelweser bietet Erlebnisarchäologie rund um die Altsachsen. www.rauzwi.de
Von Sachsen, Met und Zaubersprüchen – Gästeführung auf den Spuren der Altsachsen. Gundula Tessendorf, Tel. (05021) 5343 oder Anke Beermann, Tel. (05026) 949880
Steyerberger Straße
31618 Liebenau
+49 5021 / 6025191
http://www.neu.rauzwi.de/
Koordinaten um Altsachsengräber Liebenau/Steyerberg mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 9.076852798461914
Breitengrad: 52.58779748079356
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