Statuen in der Altstadt, nahe Alter Markt Tünnes und Schäl gibt es nicht in echt – gleichwohl prangen zwei Statuen von ihnen vor der Kirche Groß St. Martin in der Kölner Altstadt: menschengroß und in Bronze. Und hart anzufassender Beweis dafür, dass menschlicher, kollektiver Geist überall auf der Welt die Fähigkeit besitzt, konkrete Form anzunehmen. Die Nase von Tünnes ist schon ganz blank poliert – von den vielen Händen, die sie reiben und berühren. Denn das bringt dir angeblich Glück.
Tünnes und Schäl heißen die beiden legendären Kultfiguren des Hänneschen-Puppentheaters in Köln: 1803 etablierte der Gründer des ersten Hänneschen-Theaters den Tünnes – nach 1850 trat der Schäl dazu. Es heißt, weil es auf der Schäl Sick ein konkurrierendes Puppentheater gab.
Tünnes ist die rheinische Form von Antonius: der eher rustikale, leicht dümmlich wirkende Typ mit Knollennase und friedlicher Seele. Schäl ist schlanker und stets im Frack: ein Schlitzohr, oft listig, manchmal sogar hinterhältig, der sich für schlauer als Tünnes hält, es aber nicht ist. Das Wort „Schäl“ ist bewusst mehrdeutig – und spielt sowohl auf sein Schielen an als auch auf die mundartliche Bedeutung „schlecht“ oder „falsch“. Wie die Schäl Sick, die rechtsrheinische Seite der Dom-Metropole.
Tünnes und Schäl: das karikierte Abbild der Kölner EigenheitenGeht der Tünnes auf der Rheinpromenade spazieren, da ruft jemand: „Hilfe, Hilfe – ich kann nicht schwimmen.“ „Do Jeckich“, ruft der Tünnes, „isch kann och net schwemme, ävver deshalb schreie isch endoch net esu.“ Witze von Tünnes und Schäl kennt Köln so einige. Dabei gilt der Tünnes in der Wendung „Dat is ne Tünnes!“ als jemand Dummes. Er verkörpert den nach Köln zugezogenen Bauernlümmel. Der Schäl hingegen ist der kleinbürgerliche Städter.
Die beiden stehen für die kölschen Eigenheiten, wie sie eigentlich auf so manchen anderen Städter quer durch die deutschen Lande auch zutreffen. Der Tünnes steht für den manchmal tölpelhaften Liebreiz und die Sanftmütigkeit des Kölners. Und der Schäl zeigt die auch andere Seite: die verschlagende, profitorientierte Seite der Domstadt-Bewohner. Ob’s wohl heute noch wirklich so zutrifft? Entscheide selbst.
Tünnes und Schäl: 40 Jahre im Kölner Karneval Schon vor dem ersten Weltkrieg und in den goldenen 20er-Jahren traten Tünnes und Schäl als Rednerduette auf – und diese Tradition wurde fortgesetzt, zuletzt von den Brüdern Gerd und Karl Jansen im Kölner Karneval. Und zwar 40 lange Jahre lang. Auch im Karnevalszug waren Tünnes und Schäl schon oft mit dabei am Rosenmontag.
Weitere Tünnes-und-Schäl-Orte in KölnWeil Tünnes und Schäl schon so alt sind, sind die beiden Figuren des Denkmals in der Altstadt nicht die einzigen gestalterischen Zeugnisse ihrer Präsenz. Auf dem Johann-Christoph-Winters-Gedenkmal auf dem Melaten-Friedhof prangt ebenfalls der Tünnes. Und auch am Kölner Dom finden sich Tünnes und Schäl in steinerner Form – auf der rechten Seite des Spitzbogens des dem Hauptbahnhof zugewandten Seitenportals kannst du sie sehen.
Der Tünnes trinkt übrigens auch gerne mal ein Kölsch mehr, was wohl zu folgendem Witz inspirierte: Schäl sieht seinen Tünnes betrübt an der Theke stehen und fragt, was denn los sei. Und der Tünnes antwortet: „Isch han mi Levve lange nor Bubbelwasser getrunken un kann net kapeere, dat isch jetz Wasser en dr Beinen han sull." Für Nicht-Kölner: Bubbelwasser ist Alkohol!
Koordinaten um Tünnes-und-Schäl-Denkmal mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 6.960783
Breitengrad: 50.938191
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