Woher dieser prächtige Baum ursprünglich stammt, können die Botaniker bis heute nicht sicher sagen. Seine Heimat sind wohl die wärmeren Gefilde Europas, und auch Kleinasien und der Kaukasus stehen zur Debatte. Daß er in unserer Region quasi als heimisch gilt, ist – wieder mal – den Römern zu verdanken, die ihn wegen seiner schmackhaften Früchte wie auch des Holzes sehr schätzten und auf ihren Eroberungstouren in Europa verbreiteten. Bäume aus dieser Zeit mag es nicht mehr geben, gleichwohl die Kastanie ein hohes Alter von 500 bis 600, ja 1000 Jahren erreichen kann. Auf Sizilien, am Osthang des Ätna, steht ein besonders beeindruckendes Exemplar, das als der dickste und älteste Baum Europas angesehen wird: der Kastanienbaum der hundert Pferde (ital. Castagno dei Cento Cavalli) soll der Legende nach unter seinem Kronendach einer Königin samt hundertköpfigem Gefolge zu Pferde vor einem Gewitter Schutz geboten haben.
Kastanien bilden eine breit ausladende Krone aus, die im Freistand einen Durchmesser bis 20 m erreichen kann und eine Höhe von 20 bis 30 m. Auch der Stamm kann mächtig werden, ein bis zwei Meter im Durchmesser sind keine Seltenheit. Die wohl dickste Eß-Kastanie Deutschlands, die "Schöne von Karlsruhe" im Schloßgarten, erreicht einen Stammumfang von 9,70 m, also etwa drei Meter im Durchmesser. Der Stamm ist drehwüchsig, was sich im Rindenbild zeigt: einer Kastanie zugewandt verlaufen die tiefen Furchen der Borke meist von rechts unten nach links oben.
Das Holz der Eß-Kastanie findet vielfach Verwendung, weniger in Deutschland als bei unseren südlichen Nachbarn: als Bau- und Konstruktionsholz, für Möbel, Musikinstrumente und wegen seiner Härte auch für Parkett. In Fässern lagern Rotwein und Essig, in Bottichen werden Ölfrüchte aufbewahrt. Der hohe Gerbstoffgehalt macht Kastanienholz wie das der Eiche sehr dauerhaft, und so empfiehlt es sich auch für Spielgeräte und Gartenmöbel sowie als Zaunmaterial. Unbehandelte Pfähle stehen bis zu 20 Jahren in der Erde (wogegen solche aus Fichte gerade drei bis fünf Jahre erreichen).
Die Kastanienblüten erscheinen Ende Mai bis in den Juni hinein und bringen die kugelig-stacheligen Fruchtbecher hervor, die wiederum zwei bis drei Nüsse enthalten. Und auch diese haben es in sich: lange galten Kastanien als das "Brot der Armen", denn das aus ihnen gewinnbare Mehl ist nährstoffreich und wurde im Mittelalter, aber auch der Neuzeit zur Nahrungsgrundlage der Bergbauern in Südeuropa. Nach Mißernten sicherten Kastanien mitunter das Überleben. Heute sind Kastanien eine Delikatesse, zur Martins- oder Weihnachtsgans, als kandierte Maronen oder die Crème de Marrons, ein Brotaufstrich. Die warmen Sommer der vergangenen Jahre bescherten auch in unseren Breiten eine reiche Kastanienernte, und vermutlich wird der Klimawandel für eine gewisse Regelmäßigkeit sorgen. Da ist es keine schlechte Idee, eine Kastanie zu pflanzen.
Infos zu alles Bäumen des Jahres in Neukirchen-Vluyn finden Sie unter https://www.neukirchen-vluyn.de/de/inhalt/baum-des-jahres-9244677/&nid1=28475 .
Dicksche Heide
47506 Neukirchen-Vluyn
http://www.nv-endtecken.de/
Koordinaten um Eß-Kastanie - Baum des Jahres 2018 mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 6.555584
Breitengrad: 51.442294
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