Wem an einem lauen Frühsommerabend ein süßer Duft in die Nase steigt, der steht vielleicht unter einer blühenden Winter-Linde, die mit ihren Geschwistern, der Sommer-Linde (Baum des Jahres 1991) und der Silber-Linde, unsere Dörfer und Städte prägt wie kaum ein anderer Baum. Bis zu 60.000 Einzelblüten können in einem ausgewachsenen Baum vielen Insekten als Nahrung dienen. Sie sind wichtige Nektarquelle für Bienen und liefern die Grundlage für den milden Lindenhonig. Auch in der Heilkunde werden Lindenblüten geschätzt, sei es schweißtreibend bei Erkältung, krampflösend oder magenstärkend. Aus den Blüten entwickeln sich schließlich etwa erbsengroße, glatte Früchte (Nüßchen), die sich bei der Winter-Linde mit den Fingern zerdrücken lassen. Bei den dickschaligen Früchten der Sommer-Linde geht das nicht.
Auch an den Blättern lassen sich Unterschiede ausmachen: die der Winter-Linde sind oberseits kahl und zeigen auf der Blattunterseite braune Härchen (sogenannte Achselbärte), wohingegen Sommer-Lindenblätter oben behaart und ihre Achselbärte weiß sind; die Unterseiten der Silber-Linden wiederum sind komplett mit einem weißen Haarfilz überzogen. Allen Linden gemein ist der deutlich herzförmige Blattumriß. Und auch die Baumkronen zeigen oft eine herzförmige Gestalt. Deshalb gelten Linden auch als Baum der Liebe und der Liebenden. So reimte Heinrich Heine in "Neuer Frühling"
Sieh dies Lindenblatt! du wirst es
Wie ein Herz gestaltet finden;
Darum sitzen die Verliebten
Auch am liebsten unter Linden.
Als Treffpunkt galt auch die Linde neben dem Dorfbrunnen, ein prächtiger Schattenspender an heißen Sommertagen und auch bei Regen ein passabler Schutz. Oder die Tanzlinden , teilweise mit einer in den Baum gebauten Plattform als Tanzboden, von denen heute noch einige besucht werden können, schwerpunktmäßig in den fränkischen Regionen Oberfranken, Südthüringen und Osthessen, aber auch in Westfalen. Unter Linden wurde auch Gericht gehalten, und neben so mancher Kirche oder Kapelle finden sich ebenfalls Linden, denn sie gelten als heiliger Baum der Mutter Gottes. Viele Marienstatuen und Altäre sind aus Lindenholz, da sich das lignum sanctum (Heiligenholz) hervorragend zum Schnitzen eignet, wie auch als Möbelholz, für Musikinstrumente oder Bilderrahmen.
Es gibt aber auch Unrühmliches von der Linde zu berichten: In der Siegfried-Sage ist ein Lindenblatt dafür verantwortlich, daß das Bad im Blut des getöteten Drachen den Helden doch nicht vollständig unverwundbar machte. Der Ausgang dieser Geschichte ist wohl bekannt …
Der Beliebtheit der Linde tat das keinen Abbruch, wie auch viele Namensgebungen bekunden. In Deutschland gehen etwa 850 Ortsnamen auf die Linde zurück. Prominentestes Beispiel ist vielleicht die Stadt Leipzig, abgeleitet vom sorbischen Wort lipsk, was Linden-Ort bedeutet. Auch viele Gaststätten führen die Linde im Namen (Lindenhof, Gasthaus zur Linde) und bei den Straßennamen ist die Linde die häufigste Baumart: über 2.600 Mal gibt es die Lindenstraße oder "Unter den Linden", davon einmal auch in Neukirchen-Vluyn. Und wie heißt eine sehr bekannte deutsche Fernsehserie?
Linden wurden als Friedensbäume nach Kriegen gepflanzt, z. B. nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71). Sie können 1.000 Jahre alt werden und sind ein Zeichen von Beständigkeit. Als Schutzbaum neben dem Haus sollten sie vor Blitzschlag und bösen Geistern bewahren. Und anläßlich einer Geburt gepflanzt soll eine Linde Glück bringen. Diesem schönen Brauch folgend pflanzte die Lokale Agenda im April 2016 eine Winter-Linde.
Infos zu alles Bäumen des Jahres in Neukirchen-Vluyn finden Sie unter https://www.neukirchen-vluyn.de/de/inhalt/baum-des-jahres-9244677/&nid1=28475 .
Bendschenweg
47506 Neukirchen-Vluyn
http://www.nv-endtecken.de/
Koordinaten um Winter-Linde - Baum des Jahres 2016 mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 6.561975
Breitengrad: 51.437619
Teile diesen Standort mit deinen Freunden