Die Benediktinerabtei Amorbach beging im Jahr 1734 festlich die 1000-Jahr-Feier der Klostergründung mit illustren Gästen in der einst romanischen Basilika. Zu dieser Zeit wurde die Sehnsucht wach nach einem größeren und lichteren Gotteshaus und nach Gebäuden, die repräsentativ wären, auch den Kaiser und sein Gefolge hier zu empfangen. Der damalige Abt Engelbert lud deshalb um 1741 die berühmten Architekten ihrer Zeit, nämlich Balthasar Neumann, Maximilian von Welsch und auch Heinrich Dientzenhofer ein, Entwürfe für eine Kirche vorzulegen.
In seinem Entwurf schlug Welsch die Erhaltung der Doppelturmfassade und einen konventionellen basilikalen Grundriss vor und erhielt den Auftrag - auch weil seine Lösung das Ehrwürdige des 1000-jährigen Klosters besser zum Ausdruck brachte. Das Besondere an seiner Idee war sicher auch die barocke Verblendung der Westfassade mit einer zweiläufigen repräsentativen Freitreppe, die heute noch für fürstliche Empfänge oder Hochzeiten oft und gern genutzt wird.
Vom Vorgängerbau wurden die beiden Türme beibehalten, die zwischen 1110 und 1120 errichtet worden waren. Sie sind trotz der im Jahr 1745 vorgeblendeten Fassade und der barocken Turmdächer noch deutlich zu erkennen. Auch die Form der Basilika und die Ausmaße der romanischen Vorgängerkirche wurden im Wesentlichen übernommen. Nach Osten hin wurde ein Chorraum angefügt, um das ehrwürdige Alter der Abtei nach außen zu dokumentieren. denn man glaubte um 1730, dass der damals vorhandene Kirchenbau die ursprüngliche Abteikirche sei.
Die Innenausstattung bietet die typische Opulenz der Zeit des Rokokos, der sich damals gerade in Deutschland zu etablieren begann. Die besten Künstler hat man dazu aus Süddeutschland nach Amorbach geholt: Die Stukkateure Feichtmayr und Übelhör aus Wessobrunn, dazu den Maler und Augsburger Akademiedirektor Matthäus Günther. Von ihm stammen nicht nur die Ölgemälde der drei Hauptaltäre, sondern auch die Deckenfresken. Sie zeigen im Wesentlichen Szenen aus dem Leben des Ordenspatrons, des Heiligen Benedikt. Für die Gläubigen und heutigen Betrachter bietet diese Kirche auch ein ganz ungewöhnliches Erlebnis, nämlich die Deckenfresken im originalen Kolorit von 1745.
Als diese Kirche im Jahr 1747 durch den Erzbischof von Mainz, Kurfürst und Kanzler des Heiligen Römischen Reiches Friedrich Karl Graf von Ostein, eingeweiht wurde, pries man dieses Bauwerk als ein „rechtes Wunderhaus“, als „Gottes Residenz“ und „des Himmels Vordersaal“.
Orgel
Das berühmteste Ausstattungsstück, die sogenannte Stumm-Orgel, wurde in achtjähriger Bauzeit von den Gebrüdern Stumm zwischen 1774 und 1782 mit etwa 3000 Pfeifen in 46 Registern auf 3 Manualen und Pedal erbaut. Nach mehreren Erweiterungen rekonstruierte man 1982 das barocke Instrument in klanglicher Hinsicht. Heute hat das Werk mehr als 5100 Pfeifen, 66 Register, 4 Manuale und Pedal. Bereits um 1850 wurden hier Konzerte mit Orgelmusik von Johann Sebastian Bach gegeben.
Diese Orgel zählt heute wie vor 200 Jahren zu den schönsten und größten Barockorgeln in ganz Deutschland.
Kanzel
Würzburgisches Rokoko spiegelt sich in seiner ganzen Formenvielfalt in der im Jahr 1748 von Johann Wolfgang van der Auwera geschaffenen Kanzel wider.
Chorgitter
Das reich verzierte Chorgitter schuf zwischen 1748 und1750 der Schlosser des Würzburger Domkapitels, Markus Gattinger, das den Mönchschor von der Laienkirche trennte.
Schlossplatz 1
63916 Amorbach
+49 9373 200574
http://www.bayerischer-odenwald.de
Koordinaten um Fürstliche Abtei - Abteikirche mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 9.2197054399445E0
Breitengrad: 4.96434013E1
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