Der Ketzerturm wurde als erster der drei großen Verteidigungstürme der Stadt gebaut und ist bis heute erhalten geblieben. Er wurde noch vor dem Bau der Stadtmauer (1448-1483) errichtet. Charakteristisch für den Turm ist sein hoch gelegener Eingang, welcher nur über eine Holztreppe erreichbar war.
Der Ketzerturm ist ein Rundturm mit auskragender Plattform, die mit einer Steinbrüstung ummauert ist. Am Turmumgang sind mehrere Wasserspeicher zu erkennen. Diese werden im Volksmund auch "Pechnasen" genannt, dienten jedoch zum Ablauf des Regenwassers. Die Mitte der Plattform ist durch einen gemauerten Kegel geprägt, der als Ausgang zur Plattform diente und der die Verteidiger gleichzeitig vor Geschossen schützte.
Der zweite im Original erhaltene Turmeingang liegt 6 bis 7 Meter über dem Straßenniveau in Richtung Osten. In Kriegszeiten diente eine Leiter als Aufstieg, die danach in den Turm gezogen wurde.
Die Bauweise des Turmes ist sehr sorgfältig ausgeführt. In seinem Inneren erkennt man deutlich den Aufbau eines spätromanischen Bergfrieds mit Funktion einer Kleinstburg. Der Ketzerturm besteht aus drei Geschossen, wobei das Erdgeschoss nur durch eine Öffnung von oben zu erreichen ist. Diese Öffnung wird als Mannloch oder auch Angstloch bezeichnet. Durch das Mannloch konnte man den Boden nur über eine Leiter oder ein Seil erreichen. Der Überlieferung nach wurden hier die Ketzer inhaftiert. Sie gaben dem Turm seinen Namen.
Das 1. Obergeschoss ist über eine Tür erreichbar, die nur von innen geöffnet bzw. verschlossen werden kann. Vor dieser Tür sind zwei Kragsteine in das Außenmauerwerk eingelassen. Erhellt wurde das 1. Geschoss durch verschiedene kleine Fenster, die gleichzeitig als Schießscharten dienten. Durch eine massive Kuppel wird der Raum vom nächsten Geschoss getrennt, welches ebenfalls nur über ein Mannloch erreichbar ist. Vom 2. Geschoss gelangte man mittels Leiter auf die oberste Wehrplatte, die gleichzeitig auch das Dach des Geschosses bildet. Der Ausgang zur Wehrplatte befindet sich in der kegelförmigen steinernen Kuppel. Diese Kuppel ist gleichzeitig die Spitze des Turmes.
Am Turmfuß wurde in den 80er Jahren durch die Tennstedter Heimatfreunde ein Zugang zum an den Turm angrenzenden Gebäude geschaffen. Das sogenannte "Haus am Turm" wurde 1986 als Museum geöffnet. Leider ist es heute geschlossen, soll jedoch wiederbelebt werden.
Turmstraße
99955 Bad Tennstedt
+49 36041 57076
https://www.stadtbadtennstedt.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=64187
Koordinaten um Ketzerturm mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 10.833446
Breitengrad: 51.153232
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