Das
Kreuzgratgewölbe am Markt 15 ist ein Turmfragment mit Malereien aus dem 16. Jahrhundert. In den Jahren 1988/1989 befanden sich am heutigen Standort zwei alte Häuser. Eines davon war eine Bauernhaus mit Tenne und Galerien im 1. Obergeschoss. Im Eingangsbereich befanden sich auf der Südseite eine Wohnstube und Küche und auf der linken Seite Abstell- und Kellerräume. Nach dem Tod der ehemaligen Besitzer sollten die Häuser für neue Wohnungen Platz machen. Die Abrissarbeiten begannen dazu 1988, ohne dass jemand ahnte, dass sich im vorderen linken Bereich ein wahres Kleinod befand. Nach Beräumung eines Abstellraumes bemerkten Bauarbeiter, dass sich im Fußboden des Raumes ein Öffnung zu einem Keller befand. Weiterhin bemerkten sie Gemäldefragmente unter abblätterndem Putz und eine auffällige Gewölbedecke. Sie ahnten, dass es sich hier möglicherweise um etwas Besonderes handeln könnte. Baufirma und Bauherr verständigten die zuständigen Stellen und so kam es zum Stopp des Abrisses. Leider war es da für das Bauernhaus schon zu spät. Bei der Untersuchung des Raumes stellte sich heraus, dass es sich um das Fragment eines Turmes mit einem Kreuzgratgewölbe handelte. Nähere Untersuchungen brachten Malereien aus dem 16. Jahrhundert zum Vorschein, die unter mehreren Farbschichten verborgen waren. Das Objekt wurde vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archälogie als stadtgeschichtlich bedeutsames Denkmal eingestuft und die Malerei als einmalig in Thüringen befunden. Das Gebäudefragment selbst besteht aus einem tonnenförmigen Kellergeschoss mit einer Türöffnung an der Nordseite und eine zugemauerten Fenster an der Südseite. Das Erdgeschoss ist fast quadratisch mit einem später eingezogenen, nicht tragenden Kreuzgratgewölbe. Eine Quelle aus dem Jahr 1861 berichtet von einem Klosterhof in Bad Tennstedt, der dem Gothaer Augustinerkloster zugehörig war. Um 1482 sollen dort 20 Mönche gelebt haben. Weiter wird von einem Mietkonkrakt berichtet, in dem der Hof 1499 auf lebenslange Zeit an einen Hans Frawen übergeben wird. Dieser erhielt die Auflage, die durchreisenden Mönche weiter zu beherbergen und das Gebäude instand zu halten. Bei der Neubebauung des Grundstückes 1995 wurde das Turmfragment mit viel Aufwand in ein Wohn- und Geschäftshaus integriert. Im Jahr 2009 begann Diplomrestauratorin Frau Suzy Hesse noch während eines Praxissemesters im Studium an der Fachhochschule Erfurt mit der Freilegung der übertünchten Malereien. Es stellte sich heraus, dass der gesamte Gewölberaum mit bildlichen und floralen Darstellungen versehen war. Die Malereien waren auf verschiedenen Putzuntergründen aufgebracht. Das Hauptthema dieser Malerei ist die Darstellung des Zyklus der Königin Esther aus dem Alten Testament. Die vollständige Bemalung des Raumes stammt aus dem Jahr 1575. Dies geht aus zwei Daten hervor, die sich an einer Wand und über der Eingangstür befinden. Die Restaurationsarbeiten waren im Jahr 2014 abgeschlossen.
https://www.stadtbadtennstedt.de
Koordinaten um Kreuzgratgewölbe mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 10.83722
Breitengrad: 51.15405
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