Der nur am Rochlitzer Berg vorkommende „Rochlitzer Porphyrtuff“ gilt als das markanteste Gestein des Geoparks Porphyrland. Steinreich in Sachsen. Unter der Bezeichnung „Rochlitzer Porphyr“ wird es seit Jahrhunderten als Werkstein europaweit bautechnisch eingesetzt sowie künstlerisch genutzt. Der Porphyrtuff entstand aus einem kieselsäurereichen Magma. Explosive Eruptionen schleuderten heiße, zerfetzte Gesteinsbruchstücke unterschiedlicher Größe und Aschen zu Tage. Das Spektrum der vulkanischen Ablagerungen reichte von reinen Aschefall-Ablagerungen (Tuffen) bis zu Ablagerungen heißer, gasreicher Glutwolken, sogenannter pyroklastischer Ströme (Ignimbrite). Der „Rochlitzer Porphyrtuff“ ist ein überwiegend gering verschweißter Ignimbrit.
Der rote, rotviolette, braune, teils graugelbe Stein ist durch Verkieselung marmorartig von weißen und hellroten Äderchen durchzogen, die ihn beleben und ihm ein warmes, frisches Aussehen geben. Diese Marmorierung ist charakteristisch für den Rochlitzer Porphyr und weltweit nirgendwo anders in so ausgeprägter Form zu finden.
Weitere Informationen: www.geopark-porphyrland.de
Der Rochlitzer Porphyr – auch als „Sächsischer Marmor“ bezeichnet – wurde bereits in der Bronzezeit vor über 3000 Jahren zu Mühlsteinen verarbeitet. Die frühe Steingewinnung kannte dabei jedoch noch keine Steinbrüche. Sie beschränkte sich auf die Verarbeitung der freiliegenden Blöcke des Blockmeeres, von dem der Berggipfel bedeckt war und wovon heute noch Reste am südlichen Hang des Berges zu finden sind. Als frühester Beleg für den Abbau in Steinbrüchen gilt die 1105 geweihte St. Kilianskirche in Bad Lausick.
Seine Blütezeit erlebte der rote Stein seit dem 12. Jahrhundert, im Zeitalter der Romanik und Gotik. Es entstanden eindrucksvolle Bauwerke wie Schlösser, Kirchen, Burgen und Rathäuser. Einer der schönsten Zeitzeugen für die Verwendung des Rochlitzer Porphyrs ist die um 1160 bis etwa 1180 entstandene Augustiner-Klosterkirche Zschillen, die heutige Basilika Wechselburg. Mit ihren gut erhaltenen Ornamenten, Skulpturen und Bildhauerarbeiten ist sie eines der bedeutendsten spätromanischen Baudenkmäler Deutschlands.
Aus der romanischen Bauperiode sind weiterhin die St. Nikolaikirche in Geithain mit ihrem beeindruckenden Portal sowie die St. Kunigundenkirche in Rochlitz aus der gotischen Zeit zu nennen. Aus der Hand des Baumeisters Hieronymus Lotter wurden im 16. Jahrhundert u.a. das Alte Rathaus in Leipzig und Schloss Augustusburg geschaffen. Aus der gleichen Zeit stammen zahlreiche Bürger- und Herrenhäuser, Bauernhöfe und Mühlen. Sogar das Brandenburger Tor enthält tragende Fundamente und Konstruktionsteile aus Rochlitzer Porphyr.
Besonders in der Region um Rochlitz fand der rote Stein großen Zuspruch. Er war Lieferant für Mühlsteine, Mord- und Sühnekreuze, Postsäulen, Wegweiser, Grenzsteine, Fenster- und Türeinfassungen oder Brücken. Aber auch für Gebrauchsgegenstände und Kanonenkugeln fand er Verwendung. Das Steinmark und gemahlener Porphyr spielten sogar in der Pharmazie eine Rolle, wo sie bei Darmrissen, Blutauswurf, Koliken oder Vergiftungen helfen sollten.
Die erste Steinmetzhütte als Zunft entstand in Rochlitz vermutlich im 15. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert gingen die Bruchrechte allmählich aus den Händen der Steinhauer in die der Steinmetzmeister über. Als Gütezeichen des jeweiligen Steinmetzes galt ein Steinmetzzeichen, das ihm von seiner Bauhütte nach der Gesellen- oder Meisterprüfung verliehen und auf den von ihm bearbeiteten Natursteinen angebracht wurde.
In der Blütezeit des Porphyrs Ende des 19. Jahrhunderts bestanden zehn Brüche auf dem Rochlitzer Berg.
Nachdem der Porphyr zwischenzeitlich als Werkstein etwas in Vergessenheit geraten war, ist er heute wieder ein gefragter Baustein. Er wird in zwei Brüchen von der Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH abgebaut. Während in früherer Zeit die Schröter mit der Zweispitze bis zu 60 Zentimeter tiefe Rinnen in das Gestein schroteten, um das Ablösen der Blöcke mit Stahlkeilen zu ermöglichen und von etwa 1965 bis 1990 eine Steinfräse zum Einsatz kam, arbeitet man heute mit Bohrungen und Sprengungen.
Fast alle Steinbrüche tragen den Namen ihrer früheren Besitzer, wie beispielsweise die Haberkornschen Brüche oder der Seidelbruch. Zu jedem Porphyrbruch gehörten einige Gebäude: ein kleines Bürogebäude, ein Materialschuppen, einige Schauer und – was das Allerwichtigste war – eine Schmiede, um für den nächsten Tag die Werkzeuge wieder einsatzbereit zu machen. Wie der Stein genutzt wird und wie er enstanden ist, erfahrt ihr auf dem rund 2,7 Meter langen Porphyrlehrpfad auf dem Rochlitzer Berg.
Rochlitzer Berg, Zufahrt über B175
09306 Rochlitz
http://www.rochlitzer-muldental.de/
Koordinaten um Rochlitzer Porphyr mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 12.772599
Breitengrad: 51.028113
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