Im September 1860 bittet der Sections-Baumeister Küll den Amtmann Kaiser in Serkenrode um die Genehmigung auch sonntags auf der Baustelle arbeiten lassen zu dürfen. Er begründet das mit der fortgeschrittenen Jahreszeit, und der Notwendigkeit, die Gewölbe noch vor Eintritt des Frostes schließen zu müssen. Der Amtmann, der es sich mit keiner der höheren Mächte, weder irdischen noch himmlischen, verderben will, fragt erst beim Landrat in Meschede nach und das dauert, schickt aber dem immer ungeduldiger werdenden Baumeister einen mit viel Verwaltungskauderwelsch und Freundlichkeiten gespickten Brief mit der Aufforderung zum weiteren Abwarten.
Aber der ist Praktiker und weiß sich zu helfen, davon zeugt das in den Akten enthaltene Schreiben: An Herrn Amtmann Kayser, Zu Serkenrode: "Bis heute ist mir auf meine Anträge, auf der hiesigen Brücken-Baustelle während der Sonntage arbeiten zu dürfen, eine Zusage oder sonst eine Resolution noch nicht zugegangen. Bei der Dringlichkeit der Arbeiten habe ich indeß keinen Anstand genommen, schon heute auf der genannten Baustelle arbeiten zu lassen und ersuche ich Ew. (=Euer) Wohlgeboren, jede Beschwerde oder Anzeige, welche hierüber auf dem dortigen Polizei-Büreau einlaufen sollte, lediglich mir zur Last zu legen." Lenhausen den 23. September 1860.
Der Sections Baumeister (Unterschrift:) Küll. Dann kommt die Antwort aus Meschede: Die Umstände seien nicht so, dass das Arbeiten an Sonn- und Feiertagen gestattet werden könne. Ob oder wie die Meinungsverschiedenheiten beim Brückenbau weiter ausgetragen werden, ist den Akten nicht zu entnehmen. Der Sections Baumeister Küll und seine Leute haben jedenfalls ganze Arbeit geleistet. Die Brücke muss erst 140 Jahre später grundlegend saniert werden und wird dann noch viele Jahre ihren Zweck erfüllen können.
Die Gemeinde Finnentrop wollte die 1860 errichtete Bogenbrücke über die Lenne 1986 unter Denkmalschutz stellen, das Verfahren dauerte ganze fünf Jahre, bis 1991 der Eintrag in die Denkmalakte erfolgte: „Bei der Brücke handelt es sich um eine zweigleisige Quadermauerwerkbrücke, die aus 4 Segmentbögen besteht und auf Strompfeilern und einem Wegedurchlass ruht. Blendokuli gliedern die Zwickel über den Pfeilern. Die Brüstung ist durch ein Wulstgesims vom Unterbau abgesetzt. Beiderseits in der Nähe der Brückenköpfe gliedern polygonal gebrochene Kanzeln mit gemauerter Brüstung das Mauerwerk in der Senkrechten. Das eigentliche Brückengeländer ist ein einfaches Stabgitter. Das für Südwestfalen früh errichtete Bauwerk dokumentiert in der Entwicklung des Brückenbaus die noch dem Historismus verhaftete Architekturform der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Übergang zum reinen Ingenieurform der Folgezeit.… Die Brücke dokumentiert eine wichtige Bauleistung des Eisenbahnbaues aus den Anfängen der Eisenbahngeschichte in Südwestfalen. Zudem prägt das Objekt in auffälliger Weise das Tal der Lenne. Für die Erhaltung und Nutzung sind wissenschaftliche, insbesondere wirtschafts- eisenbahn-, und architektur-geschichtliche Gründe zu nennen. …“
Im Jahr 2000 wurde eine Grundsanierung der Brücke erforderlich, für die die Bahn Forderungen erhob, die das Erscheinungsbild des Bauwerks veränderten. Auf den Einwand des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege, dass es für eine Sanierung ohne äußere Veränderungen eintrete, verwies die Bahn darauf, dass die Maßnahme auch ohne Zustimmung der Denkmalschutzbehörden durchgeführt werden könnten, für Arbeiten an ihren Anlagen benötige die Bahn keine Genehmigungen. (Autor: Wolf-Dieter Grün)
Einen Artikel zum Bau der Ruhr-Sieg-Strecke und den Geschehnissen in der Gemeinde Finnentrop finden Sie unter: http://www.heimatbund-finnentrop.de/historie/ruhr-sieg-strecke.pdf (Autor: Wolf-Dieter Grün)
Blumenstraße
57413 Finnentrop
02721-512163
http://www.finnentrop.de/
Koordinaten um Eisenbahnbrücke Finnentrop-Lenhausen mit dem Navigationssystem zu erreichen.
Längengrad: 7.96937
Breitengrad: 51.20502
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